armeni seyn die menschen genannt.... ,,Armeni syn die menschen genant..."
Übersicht über die Ausstellung

Abteilung I — Armenische Frühdrucke

Armenische Drucke von 1584 bis zum Ende des 18. Jahrhunderts werden hier präsentiert. Bereits 1512 begannen die Armenier die revolutionäre Gutenbergsche Erfindung des Buchdrucks fur sich zu nutzen. Überall wo armenische Kolonien existierten, von Venedig liber Konstantinopel bis Kalkutta und Rostov am Don, entstanden bis zum Ende des 18. Jahrhunderts Druckereien. Erste Zentren des armenischen Buchdrucks bildeten sich in europäischen Metropolen wie Venedig und Amsterdam. Seit dem 18. Jahrhundert verlagerte sich der Schwerpunkt des armenischen Buchdruckes zunehmend in den Orient - in Konstantinopel entstanden neue, aktive Werkstätten. Seit 1772 wurde auch in Armenien selbst, in Etschmiadzin, gedruckt. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts bestand ein Großteil der Produktion aus religiösen Büchern, aber auch nationale Geschichtswerke und Grammatiken wurden benötigt. Der Stil der armenischen Frühdrucke orientiert sich noch an der Gestaltung armenischer Handschriften. Durch die zusätzliche Verwendung von europaischen Stichen (beispielhaft in den Drucken aus Amsterdam und Venedig) entsteht ein spannungsreiches Nebeneinander.

Abteilung II — Armenische Zeitschriften und Jahrbücher

Es wird ein Querschnitt historischer armenischer Periodika aus unserem Bestand vorgestellt - vom ersten Jahrgang der Zeitung ,,Masis" aus Konstantinopel von 1852 bis zu Literatur- und Kunstzeitschriften aus Paris und Konstantinopel. Eine Auswahl armenischer Kalender aus der ganzen Welt rundet die Präsentation ab.

Abteilung III - Der armenische Beitrag zur Armenologie

In drei Vitrinen werden die wichtigsten armenischen Vertreter der Armenienkunde mit ihren Werken vorgestellt. Die Worterbücher, Grammatiken, historischen und paläographischen Untersuchungen der armenischen Wissenschaftler bildeten das Fundament der Armenienkunde und ermöglichten die späteren Arbeiten auch deutscher Armenologen. Zentren der armenischen Armenologie waren neben Konstantinopel, Moskau und Jerusalem vor allem Venedig und Wien, die Wirkungsstätten des armenisch-katholischen Ordens der Mechitharisten.

Abteilung IV — Die deutsche Beschaftigung mit Armenien

Die Anfänge der deutschen Kontakte mit Armenien liegen in der Kreuzfahrerzeit und zeigen sich im deutschen gedruckten Buch bereits seit ca. 1480. Die Werke von Bernhard von Breydenbach (IV/1) und Hans Schiltperger (IV/2) enthalten die frühestens Schilderungen deutsch-armenischer Begegnungen. Seit dem 19. Jahrhundert beschäftigen sich deutsche Reisende und Gelehrte wissenschaftlich mit Land und Geschichte. Sie vollbrachten gerade in der geographischen und archäologischen Erforschung Armeniens Pioniertaten. Hier sind stellvertretend Friedrich Parrot, der Erstbesteiger des mythischen Berges Ararat (IV/9), Moritz Wagner, der Verfasser der ersten wissenschaftlichen Geographie Armeniens (IV/10) und Karl-Friedrich Lehmann-Haupt und Waldemar Beick, die Vorreiter der Urartu-Forschung (IV/11, IV/12) zu nennen. Die deutsche Armenienkunde erwarb sich die großen Verdienst jedoch

bei der Erforschung des Armenischen. Mit Andreas Acoluth begann die deutsche wissen-schaftliche Beschäftigung mit der armenischen Sprache. Die Namen Heinrich Petermann (IV/24) und Friedrich Windischmann (IV/25) stehen für die zweifelsfreie Zuordnung des Armenischen zur indogermanischen Sprachfamilie, Heinrich Hübschmann (VI/27-29) gelang der Nachweis der eigenständigen Stellung des Armenischen innerhalb dieser Sprachfamilie.

Abteilung V — Die armenische Frage

In zwei Vitrinen werden Beispiele für deutsche Reaktionen auf die Armeniermassaker im Osmanischen Reich 1894-96 und die Widerspieglung der deutschen Orientpolitik von 1878—1914 in der deutschen Publizistik gegeben. Beide Themen beschäftigten die deutsche Öffentlichkeit der Zeit. Unsere Exponate verdeutlichen die unterschiedlichen Standpunkte zum Thema - von den Schriften der Armenierfreunde Lepsius (V/5, V/8, V/9, V/l 2) und Lohmann (V/2-4) bis zu denen der Verfechter deutscher wirtschaftlicher und politischer deutscher Interessen im Osmanischen Reich wie Ewald Banse (V/l6), Hugo Grothe (V/25) und Friedrich Naumann (V/23). Letztere betrachteten die schwierige Lage der armenischen Bevölkerung der Türkei vor allem unter dem Aspekt des Nutzens und Schadens für die deutschen Ambitionen in der Region.

Abteilung VI — „Der Todesgang des armenischen Volkes" (Johannes Lepsius)

Die Exponate zeigen deutsche zeitgenössische Reaktionen auf den Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich in den Jahren 1915-17. Deutsche waren als Angehörige eines mit der Türkei verbündeten Landes vor Ort - sie wurden als Missionare und Militärs Augenzeugen des Geschehens. Die unterschiedlichen Meinungen zum Thema werden in den Schriften der deutschen Armenierhilfe, vor allem in den berühmten Werken von Johannes Lepsius (VI/1-3), in der Gegenüberstellung mit den Darstellungen des deutscher Militärs (das offizielle Deutschland) deutlich. Über die Fakten - die Vernichtung der Armenier des Osmanischen Reiches - waren sich beide Seiten einig - die Meinungen über die Gründe und Notwendigkeit dieser Politik gingen jedoch weit auseinander. Das Bild wird abgerundet von den literarischen Reaktionen auf das Schicksal der Armenier in den Werken von Franz Werfel und Armin T. Wegner.

In sechs Flachvitrinen stellt die Staatsbibliothek die Verbindungen zweier bedeutender Berliner Gelehrter zu Armenien vor. Adolf von Harnack, Theologe und Generaldirektor der Königlichen, später Preußischen Staatsbibliothek unterrichtete und beeinflusste junge armenische Theologen. Seine armenischen Studenten trugen mit ihren Werken wiederum Bedeutendes zur Kirchenväterforschung bei.

Die Beschäftigung Heinrich Kieperts (bedeutender Kartograph und Geographieprofessor an der Berliner Universität) mit Armenien wird durch Druckschriften und Manuskripte aus dem Nachlass dokumentiert. Seine Karten zu Armenien zeichnen sich durch große kartographische aber auch sprachliche Genauigkeit aus. Die Ausstellung wird umrahmt von den großformatigen Karten Heinrich Kieperts zu Armenien und Asien, einer Auswahl der schönsten armenischen Handschriften aus dem Besitz der Staatsbibliothek sowie den armenischen Impressionen des Malers August Wilhelm Kiesewetter (1811—1865), der um 1850 das kaukasische Armenien bereiste. Die Gemälde Kiesewetters stammen aus den Beständen des Museums Europäischer Kulturen P. K. und werden hier erstmalig ausgestellt. erstes Alphabet